Marktkommentare1
Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.
Biotechnologie zwischen Euphorie und Realität
Der Technik ‚vom Leben‘ geht es wie anderen hochgejubelten Entwicklungen. Zuerst werden hohe Erwartungen geschürt, dann die Überraschung, es geht viel langsamer vorwärts als gedacht. In dieser zweiten Phase steckt heute immer noch die Biotechnologie. Volkskrankheiten wie Krebs und viele andere warten auf durchschlagende Forschungsresultate.
Wie heute mit der Künstlichen Intelligenz bereitet es der Gesellschaft Mühe, möglichen Auswüchsen ethische Schranken zu setzen. Zu unterschiedlich sind die Interessen sowohl vonseiten der Politik als auch der involvierten Pharma- und Agrarindustrie, die ständig durch neue Patente versucht, gewinnbringende Marktanteile zu gewinnen.
Ähnlich wie bei der Nutzung der Kernenergie zeigen sich auch in der Bio- und Gentechnik nicht so erfreuliche Nebenwirkungen. Wenn sich daraus Fehler und Probleme nicht akzentuieren sollen, gilt es, Biotechnologie und Gentechnik ständig auf ihre Chancen und Risiken zu prüfen. Bisher ist dies nicht ausreichend geschehen. Die in der Öffentlichkeit geführte Diskussion suggeriert, dass Biotechnologie und Gentechnik ein weiterer problemloser Schlüssel zur Lösung dringender Menschheitsprobleme seien.
Es gibt verschiedene Bereiche der Biotechnologie: die rote (Medizin), die grüne (Landwirtschaft), die weisse (Industrie), die graue (Abfallwirtschaft), die braune (Bodenwirtschaft) und die blaue Biotechnologie (Nutzung von Meeresressourcen). Dabei spielt auch die Schweiz in der Spitzenliga und zählt hinter den USA und Singapur zu den weltweit bedeutendsten Standorten.
Die Künstliche Intelligenz spielt auch in der Biotechnologie eine wichtige Rolle. Sie hilft bei der Analyse umfangreicher Datenmengen, der Identifizierung neuer Wirkstoffe und der Verbesserung von klinischen Studien. Durch Fortschritte in der Gentechnologie wird damit versucht, Therapien immer genauer auf individuelle Patienten und ihre Krankheit zuzuschneiden. Die Verbindung von Medizintechnik und Biotechnologie eröffnet neue Möglichkeiten. Dies könnte in Zukunft die Heilung von bisher unheilbaren Krankheiten weiter befördern.
Hohe Erwartungen, schnelle Durchbrüche lassen auf sich warten
Obwohl es viele Fortschritte in der Krebstherapie gibt, bleibt diese Krankheit eine Herausforderung. Insbesondere metastasierende und resistente Krebsarten sind schwer zu behandeln. Die Biotechnologie ist gut unterwegs, doch die Erwartungen scheinen immer noch zu hoch gegriffen, vor allem, was das Tempo der möglichen Erfolge betrifft. Dies gilt vor allem auch für Fortschritte bei Volkskrankheiten wie Epilepsie, Depressionen, Alzheimer, Parkinson, Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten. Obschon es erfreuliche Fortschritte in der Forschung gibt, sind Ursachen und Mechanismen dieser Krankheiten noch nicht genügend verstanden.
Die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika stellt eine andere Bedrohung dar. Neue Antibiotika zu entwickeln ist kostspielig und die Resistenzmechanismen der Bakterien entwickeln sich ständig weiter.
Einige Erfolge lassen sich sehen
Was im Gegensatz zu den USA europäischen Forschern Mühe bereitet, ist der Sprung vom Labor in die klinische Entwicklung. Die Biotechnologie-Musik spielt in den USA, welche u.a. europäisches Know How einkauft um dieses gewinnbringend zu vermarkten. Eine neue europäische Erfolgsgeschichte sind die GLP-1-Diabetes- und -Fettleibigkeitswirkstoffe. Der Markt nimmt offenbar an, ein Teil der Menschheit werde mit GLP-1 gegen Übergewicht therapiert. Damit könnte äusserst gewinnbringend auch eine grosse Zahl von Patienten ihr Körper-Übergewicht verlieren.
Weil viele Erwartungen und Versprechungen nicht erfüllt werden konnten und brauchbare Erkenntnisse aus der Forschung fehlten, mussten viele Bio-Techfirmen liquidiert werden. Dies wird auch in Zukunft geschehen. Aus diesem Grund fokussieren wir aus Diversifikationsgründen auf diversifizierte Anlageprodukte.
Finanzmarkt
In der Pharmabranche herrschte bis vor kurzem Goldgräberstimmung. Jedoch wurden die Aktien der Produkteentwickler abgestraft, weil sich die auf Forschung angewiesene Pharmabranche beim Kaufen von erfolgversprechenden Innovationen zurückhielt. Vor allem die bekannten Pharmaunternehmen stehen heute unter Druck wirksamere Heilmittel auf den Markt zu bringen und verfallende Patentrezepte durch innovative Produkte zu ersetzen. Dabei bietet sich ein Kauf von Biotechfirmen an, welche kurz vor neuen Entdeckungen stehen. Die Pharma-Branche ist historisch tief bewertet. Nachdem das vergangene Jahr für die Aktien des Gesundheitssektors das schlechteste seit 1999 war, könnte es noch in diesem Jahr zu einem unerwarteten Aufschwung kommen.
30. September 2024/JF
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