Marktkommentare1
Die wesentlichen Dinge kann man von Auge nicht sehen.
Volksweisheit
Der Schweizer Franken ist Top
Die Schweizer Währung ist in ihrer hundertjährigen Geschichte noch nie so stark gewesen, trotz der jahrelangen Bemühungen der Schweizer Nationalbank, mit verschiedenen Massnahmen der Stärke entgegenzuwirken. Es stellt sich die Frage, ob Betroffene angesichts dieser Kursentwicklung Höhenängste entwickeln sollten? Eine starke Währung hat Vorteile wie Nachteile. Die Anleger sind kürzlich vom Zeitpunkt der Senkung der kurzfristigen Zinsen überrascht worden, was etwas Druck auf die Währung bewirkt hat.
Ein lauter Aufschrei der Wirtschaft, wegen des hohen Frankens, ist bisher ausgeblieben. Dies war 2011 anders, als KMU-Wirtschaftsvertreter vor drastischen Folgen gewarnt hatten. Obschon die Währungskurse damals viel höher lagen, waren die Folgen damals viel einschneidender, besonders für die Exporteure, im Speziellen die Industrieunternehmen.
Was war damals anders als heute? Die wichtigsten Absatzmärkte haben in den letzten Jahren mit viel höheren Teuerungsraten kämpfen müssen. Das Schweizer Preisniveau ist in dieser Zeitspanne wesentlich stabiler geblieben. Dies brachte auch Vorteile für viele Schweizer Export-Unternehmen. Diese konnten dank des starken Schweizer Frankens günstiger im Ausland Rohstoffe und Produkte kaufen und Investitionen tätigen. Die Schweizer Firmen haben sich historisch immer wieder angepasst. Die starke Währung zwingt die Unternehmen stetig innovativ zu bleiben und die höheren Preise mit guter Qualität zu rechtfertigen. Branchen mit hohen Kosten im Inland haben Teile ihrer Firmen ins Ausland verlagert oder haben Firmenteile ganz verkauft. Dass heute einige Unternehmen noch viel höhere Frankenkurse befürchten müssen, diese Ängste sind nur bedingt begründet. Eine Überbewertung könnte auch wieder korrigiert werden.
Die Klagen der Industrie und auch anderer Sektoren werden voraussichtlich schnell lauter werden, sollte der Trend zur Stärke und höheren Sozial-Kostenbelastungen weiter anhalten. Auf der Kostenseite spüren einige Branchen, wie die Maschinen-Industrie und die vielen Autoindustrie-Zulieferer die negativen Auswirkungen stärker als ihre ausländische Konkurrenz. Dies ist jedoch nicht nur auf den starken Schweizer Franken zurückzuführen, sondern auch auf eine Abschwächung der Wirtschaften in den Absatzländern, vor allem in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Dazu kommen strukturelle Veränderungen und Anpassungsschmerzen. Die Autoindustrie befindet sich weltweit im Umbruch, ebenso die Energiewirtschaft.
Es gibt einige Gründe, die für einen schwächeren Schweizer Franken sprechen. Da sind auch politische Gründe wirksam, die Anpassung der bilateralen Regelwerke. Eine Liebesbeziehung zur EU wird sich nicht so schnell einstellen, zu gross sind die Unterschiede der Interessen. Die Widerstände im rechten wie linken Lager des politischen Spektrums zeigen sich nicht so konstruktiv wie von Politikern und international tätigen Firmen erwartet. In diesem Umfeld sind Kompromisse nicht einfach zu erreichen. Dies wird Druck auf den Franken generieren. Als Folge, der Trend zur Auslagerung von Firmenkapazitäten wird weiter anhalten.
Es werden Argumente angeführt, wieso der Franken auch in Zukunft stark bleiben sollte. Die geopolitische Weltlage hat sich nicht verbessert. Im Gegenteil. Der Ukraine-Konflikt und die Probleme im Nahen Osten belasten die globale Stimmung. Bei grösseren, politischen Verwerfungen ist der Schweizer Franken immer wieder als sicherer Hafen angesehen worden. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern, zumal die relativ tiefe Schweizer Verschuldungsquote als eines der Hauptargumente angebracht wird. Dazu kommt, dass die Schweizer Wirtschaft insgesamt auch in schwierigeren Zeiten als sehr robust betrachtet wird.
Schweizer Konsumenten und Investoren haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt. Mit dem Erstarken des Frankens sind Fabriken oder Liegenschaften im EURO-Raum innert kurzer Zeit um 10% oder mehr billiger geworden. Dazu kommt, dass mit den stark gestiegenen Zinskosten im EURO-Raum die Preise für Immobilien schneller und stärker gefallen sind, als in der Schweiz. Gewinner sind vor allem Schweizer Konsumenten, die von billigeren Import-Produkten und vor allem auch von günstigeren Reisen profitieren können.
Die Währung wurde in den letzten Jahren von der Schweizer Nationalbank sowohl durch tiefe kurzfristige Zinsen, als auch durch massive Verkäufe der Schweizer Währung geschwächt. Die Nationalbank steht weiter unter Druck, hat sie doch immer noch riesige Fremdwährungspositionen in ihren Büchern. Diese schränken die Bewegungsfreiheit der SNB ein, mit Schweizer Franken Verkäufen die Währung zu schwächen.
Es gibt Branchen, die vom starken Franken weniger betroffen sind. Dazu gehören die Pharma-Industrie, die Luxusgüter-Firmen wie die Uhrenhersteller, welche mit ihren tiefen Materialkosten und hohen Margen konkurrenzfähig bleiben können. Interessant aus Schweizer Sicht, mit dem Erstarken des USD und EUROs sind die Umsätze in Schweizer Franken stark angestiegen.
Schweizer Aktien werden dadurch zunehmend attraktiver. Zudem glauben wir, dass die Aktienbörsen den Wirtschaftsaufschwung bereits vorausnehmen. Die Preise von Schweizer Aktien, welche sich in letzter Zeit weniger positiv entwickelt haben, gewinnen dadurch immer mehr an Attraktivität.
31. März 2024/JF
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