SIRIUS Vermögensverwaltung – Asset Management

 

Marktkommentar: 30.09.2025

 

Eine Bergtour und ein zerschnittenes Tischtuch

Die Ostschweizer Churfirsten erfreuen mit einer interessanten Silhouette. Viele Zacken bedeuten auch viele Ziele und ebenso viele mögliche Bergtouren. Die einzelnen wirtschaftlichen Branchen wurden durch den amerikanischen Zollhammer sehr unterschiedlich getroffen. Dies hat Auswirkungen auf die Wahl der Unternehmensziele. Neue Strategien und neue Wege sind gefragt, um auf den gewählten Gipfel zu gelangen.

Am Tisch der globalisierten Welt hat der autoritäre US-Präsident Trump inzwischen das Tischtuch gegenüber der meisten Gäste zerschnitten. Die betroffenen Länder und Branchen leiden oder profitieren sehr unterschiedlich. Der 39%-Zollhammer hat vor allem die Schweiz aufgeschreckt.

Der globalisierten Schweiz steht weiterhin die ganze restliche Welt offen. Handelsverträge mit China, Indien und Mercosur (Südamerika) werden das Rezessionsrisiko senken. Vom Staat gefragt sind nun Steuersenkungen für Firmen, weniger Bürokratie und weniger behindernde Regeln.

Blickt man in der Schweizer Geschichte zurück, ist die heutige Konstellation schon mehrmals aufgetreten. Die Wirtschaft, dies gilt auch für die europäische, hat in ähnlichen Situationen mit Gründungen von Auslandstöchtern reagiert. Dies wird auch dieses Mal der Fall sein und die Spannungen mit den USA mittelfristig etwas entschärfen.

Die Schweiz wie Deutschland besitzen noch einen nennenswerten Industrie-Anteil, während Frankreichs und Englands Industrien unter dem Druck der Globalisierung übermässig geschrumpft sind. Die Schweiz ist mit einem 39%-Zoll belegt, während die EU mit 15% eingedeckt worden sind.

Ausserhalb von China, der Werkstatt der Welt, leiden die Maschinenindustrien schon seit längerem. Nur hat man die Warnungen der Branche bisher wenig ernst genommen. Die US-Zölle schmerzen die Europäer und Schweizer zusätzlich, und bevorteilen die Amerikaner in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit, Produktion und Beschäftigung. Dazu kommt für die Schweizer Industrie die schmerzende Frankenstärke, hohe Löhne, die Kosten der Digitalisierung und eine Flaute in Deutschland und China. Seit Jahrzehnten hat sich die Maschinenindustrie nie mehr in einer vergleichbaren Krise befunden. Historisch haben Krisen diese Branche stärker gemacht. Wird sie es auch dieses Mal schaffen? Die Rüstungsindustrie wird mit der Bedrohung Russlands neue Aufträge generieren und etwas Rückenwind beschaffen.

Die Pharma-Industrie: Der 100% Zoll auf patentierte Pharmaprodukte hat aufgeschreckt. Die Grossen sind jedoch mit ihren Originalmedikamenten wenig betroffen und können Strafabgaben leichter umgehen. Die USA scheinen in diesem Bereich ihre Ziele zu erreichen. Dies wird zu höheren Medikamenten-Preisen führen, vor allem in Europa und dem Rest der Welt.

Finanz-Industrie: Dem einzigen noch verbleibenden Schweizer Dominator, der UBS, geht es wirtschaftlich gut. Trotzdem hat die Bank mit Eigenkapital- und Regulierungsvorschriften zu kämpfen. Die UBS hält dagegen und droht wohl auch unter Druck der ausländischen Aktionäre, die Bank in die USA zu verlegen.

Ausgerechnet in die USA! Ermotti und seine UBS haben wohl die Lehren aus den vergangenen Jahrzehnten bestimmt nicht gelernt. Die USA sind seit je her protektionistisch unterwegs. Ausländische Banken waren nie erfolgreich. Weitere Platzhirsche sind im US-Finanzsystem nicht erwünscht. Es reicht der UBS scheinbar nicht, sich beim Wachstum mehr auf den Rest der Welt zu konzentrieren.

Gute Nachrichten für die Investoren. Die Zinsen bleiben auf einem tiefen Niveau. Günstige Kredite helfen, die Wirtschaften umzubauen. Der Schuldenberg ist indessen weiter angewachsen, und der amerikanische Staat steht wieder einmal in einem Shut Down. Die Löhne vieler Bundesangestellten können wegen klammer Budgets nicht mehr ausbezahlt werden.

Die Aktienbörsen haben sich (noch) nicht schrecken lassen. Optimismus ist weiterhin angebracht. Die Zinsen sind tief und die Unternehmensbewertungen ausserhalb des Kerns der Technologiewerte sind nicht hoch. Der technologische Fortschritt geht mit KI-Anwendungen weiter, Firmen können ihre Produktivität dadurch weiter steigern. Indessen steigt die Arbeitslosigkeit, vor allem wegen der heutigen Wirtschaftsflaute.

Der bocksprüngige Trump kann auch wieder in eine andere Richtung springen, genauso wie die Gämsen auf den herrlichen Churfirsten hoch über dem Ostschweizer Walensee. Dies würde die politischen und wirtschaftlichen Spannungen im Weltgefüge vielleicht wieder reduzieren.

 

1.Oktober 2025/JF

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