
Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?
Paul Gauguin
Bessere Prognosen treffen
Wir erstellen ständig Voraussagen, auch in unserem Alltag. Dies tun wir, damit wir ruhiger und besser leben oder gar überleben können. Sei es bei der Auswahl einer Wander-Route im Gebirge, bei der Berufs- oder aber auch der Partner-Wahl. Aufgrund von Analysen oder Bauchgefühl werden Prognosen getroffen. Das Ergebnis zeigt sich erst später.
Es dürfen Risiken eingegangen werden. Es gibt auch Fehlentscheide, da wir Menschen sind und aus unseren Fehlern lernen sollten. Auch an der Börse werden Kauf- und Verkaufsentscheidungen getroffen. Trotz den aktuell globalen politischen Irritationen haben wir ein Bedürfnis die Zukunft vorauszusagen. Die Aktienbörsen stimmen optimistisch, welche bereits positivere Wirtschaftszahlen vorausnehmen. Für eine bessere Entscheidungsfindung könnten folgende Denkfehler Fehlerquoten reduzieren:
Ein verbreiteter Denkfehler ist, dass wir mit der Analyse von historischen Daten anhand von Mustern und Trends dasselbe auf die Zukunft prognostizieren. Trotz den historischen Parallelen hat jede Situation eine andere Ausgangslage mit zahlreichen Einflussfaktoren. Historische Ereignisse lehren uns, was alles passieren kann. Die Schweiz befindet sich in einer Tiefzinsphase aufgrund des starken Schweizer Frankens und einer sinkenden Inflation. Ökonomen prognostizieren bereits eine Negativzinsphase, da wir dies in der Vergangenheit auch schon erlebt haben. Somit erhöhen sich die Risiken von möglichen Kaufkraftverlusten bei den Obligationen, wenn die Zinsen plötzlich wieder ansteigen werden. Zusätzlich werden die Immobilienpreise weiter in die Höhe getrieben. Die Zinsen und Teuerung steigen an, wenn sich der Trend zu den protektionistischen und autoritären Systemen fortsetzt. Öl- und Gaspreise beeinflussen die Kosten für die Herstellung von Gütern nach wie vor erheblich. Historisch gab es ständig wieder Trends zur Globalisierung, da komparative Vorteile zu mehr Wohlstand geführt haben.
Ein weiterer Denkfehler ist, dass die Menschen für sich die eigene Sicht als Wahrheit herausnehmen, welche für sie und ihr Weltbild passend sind. Die Hoffnung besteht, dass ihre Wünsche erfüllt werden. In den westlichen Ländern befinden sich die Industrieunternehmen konjunkturbedingt auf tiefem Wachstumsniveau. Die aktuelle Trump-Politik erhofft sich, dass die Industriefirmen vermehrt in den USA produzieren werden und somit mehr Wohlstand generieren werden. Es stellt sich die Frage, ob mit dem Bau von neuen Fabriken in den USA auch die benötigten Fachleute zu finden sind. Eine restriktivere Immigrationspolitik ist dabei nicht unterstützend. Auch in den USA sinkt der Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter aufgrund des demografischen Wandels. Die Löhne der benötigten Fachleute und Produktionskosten steigen und werden Preise und Teuerung beeinflussen.
Oft werden Meinungen von Experten übernommen. Politiker, Journalisten und Ökonomen beeinflussen die Bevölkerung sehr wirkungsvoll über soziale Medien. In Deutschland fordert die Bevölkerung Reformen. Die Autoindustrie leidet enorm aufgrund der hohen Energiekosten, schwächeren weltweiten Nachfrage und wachsende Konkurrenz aus Asien wie China. Deutsche Autobauer haben Nachholbedarf bei der Entwicklung einer guten Batterie und der Software für ihre Autos. Die schwerfällige Bürokratie und Überregulierung sind dabei nicht unterstützend. Die politischen «Experten» investieren mehrere Hundert Milliarden Euro in Verteidigung und Infrastruktur. Eine moderne Verteidigung könnte mit neu entwickelten Drohnen aus Deutschland, welche bereits in der Ukraine eingesetzt werden, kostengünstiger und effizienter aufgerüstet werden. Diese Reformen generieren Aufträge und könnten die Industrie in Deutschland ankurbeln.
Verschiedene Parteien haben verschiedene Interessen. In der Politik verfolgen die Politiker das eigene Parteiprogramm. Politiker arbeiten auf eine Findung von Kompromissen hin. Unternehmen haben ein Interesse, nachhaltigen Profit zu machen, um langfristig auf dem Markt bestehen zu können. In der Zeit mit dem deutschen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich Deutschland gegenüber russischem Gas abhängig gemacht, aufgrund von günstiger Energie für die Wirtschaft. Nun importiert Deutschland teures verflüssigtes Erdgas von Ländern wie USA und Norwegen, dass zu 60% für die Industrie vor allem für die Stahl- und Chemiebranche benötigt wird. In den letzten Jahren hat Deutschland in Zehntausende Windrädern und Photovoltaikanlagen investiert. Die hohen Kosten dafür führten zu sehr hohen Strompreisen.
Für bessere Entscheidungsfindungen und Risikoabwägungen lohnt es sich, verschiedene Denkfehler im Hinterkopf zu behalten. Zusätzlich sollte man sich stetig kritisch hinterfragen und aus verschiedenen Perspektiven die Situation betrachten. Wir neigen generell in der Wirtschafts- und Politikwelt zur angelsächsischen Sicht. Es könnte auch interessant sein, die Situation auch Mal aus der chinesischen oder afrikanischen Sicht zu betrachten.
Aktuell befinden wir uns in einer abkühlenden industriellen Wirtschaftsphase. Die Börse prognostiziert bereits wieder mögliches Wirtschaftswachstum. In jeder Phase des Wirtschaftszyklus gibt es Branchen, welche während des Wachstums oder Abschwächung der Wirtschaft besser performen. Gute Einstiegsmöglichkeiten gibt es wieder bei Industrie-, Energie- und Finanzunternehmen, welche von einer Erholung der Wirtschaft profitieren werden.
30.06.2025/TOF
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